Facharzterhebungen 2003/2004

Wichtigste Ergebnisse zu den operativ tätigen Fachärzten im Vergleich

2005 +++ Jost Brökelmann, Jörg Rüggeberg +++ Quelle: BAO-Depesche 11, Mai 2005, 12-13

Für den BAO wurden aus den Facharzterhebungen der Jahre 2003 und 2004 (Quelle: MediTrust, Basel 14. Dezember 2004) die überwiegend operativ tätigen Fachärzte herausgefiltert und mit den "rein konservativ" und auch "operativ, jedoch überwiegend konservativ" tätigen Fachärzten verglichen.

Übersicht zu den beteiligten Fachgruppen: Im Jahre 2004 nahmen 5.542 Fachärzte an der Facharzterhebung teil, darunter 560 operativ tätige. Stärkste Gruppe war die Anästhesie (248), gefolgt von Chirurgie (191), Orthopädie (60), Dermatologie (14), HNO (11), Frauenheilkunde (9).

Die Anzahl der operativ tätigen Fachärzte, die in Einzelpraxis tätig waren, stieg von 34 % (2003) auf 41 % (2004). Gleichzeitig fiel die Zahl der in Gemeinschaftspraxis operativ tätigen Fachärzte von 53,5 auf 42,5 %, die in Praxisgemeinschaft tätigen Ärzte nahmen von 12,5 auf 16,2 % zu.

Kommentar: Die häufig geäußerte Meinung, die Einzelpraxis sei tot, trifft offenbar auf die Operateure und Anästhesisten nicht zu. Aus diesen Zahlen kann eher der Schluss gezogen werden, dass die Gemeinschaftspraxis sich für das ambulante Operieren weniger eignet und die Tendenz eher zur Einzelpraxis oder zur Praxisgemeinschaft hingeht.

Zahl der Operateure: Wenn operativ tätige Fachärzte in einer Gemeinschaftspraxis bzw. Praxisgemeinschaft arbeiten, sind es überwiegend (58,2 %) nur zwei Ärzte. Großpraxen kommen selten vor.

Besonderer Praxisstandort: Im Vergleich 2003 zu 2004 hat die Tätigkeit im Ärztehaus nachgelassen, Tätigkeiten im Krankenhaus jedoch zugenommen (von 6,8 auf 11,8 %).

Größe des Praxisortes/Einzugsgebietes: Die meisten operativ tätigen Fachärzte arbeiten in einem Einzugsgebiet von 20.000 bis 100.000 Einwohner.

Ort der ärztlichen Tätigkeit (Mehrfachnennungen möglich):

Umsatzstruktur: Der durchschnittliche Umsatz der operativ tätigen Fachärzte nahm von 64,9 % in 2003 auf 70 % in 2004 zu.

Kommentar: Eine der Ursachen für diesen Umsatzzuwachs könnte ein erhöhter Punktwert sein, weil die Zahl der operativ tätigen Vertragsärzte abnimmt, u. a. durch erhöhte Qualitätsanforderungen.

Zusätzliche Einkünfte aus folgenden Tätigkeitsfeldern: IGeL (abgenommen von 63,6 auf 47,1 %), ebenso Gutachtertätigkeit (57,7 auf 41,1 %); zugenommen hat sonstige ärztliche Tätigkeit wie Vortragstätigkeit (von 17,9 auf 31,2 %).

Wirtschaftliche Situation gegenüber dem Vorjahr: Gesamtumsatz und GKV-Anteil haben von 2003 auf 2004 abgenommen, jedoch haben weniger Fachärzte rote Zahlen geschrieben (8,3 % gegenüber 19,2 % in 2003).

Wöchentliche Arbeitszeit: 56 Stunden

Anteil der Arbeitszeit für Praxismanagement, tägliche Fachlektüre u. ä. 18 %

Dauer der Fortbildung: 10 Tage

Dauer des Urlaubs 21 Tage

Kommentar: Die operativ tätigen Fachärzte nehmen weniger Urlaub in Anspruch, als den Krankenhausärzten zugestanden wird.

Zukunftsperspektiven: 61 % der operativ tätigen Ärzte sehen das Ende der freiberuflichen Facharzttätigkeit kommen, und 79 % fürchten zunehmende Verteilungskämpfe zwischen den Fachgruppen (Entsolidarisierung).

Besondere Chancen und Risiken: Als positiv werden gewertet:

  1. Kostenerstattung
  2. verpflichtende fachliche Fortbildung
  3. Integrierte Versorgung.

Alle übrigen Perspektiven werden als negativ gesehen: Praxisgebühren, Hausarzt-zentrierte Versorgung, direkte Verträge, Mengenbegrenzung durch Regelleistungsvolumen, Medizinisches Versorgungszentrum, Zwang für Krankenhäuser zu ambulantem Operieren, Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante Versorgung, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit.

Kommentar: Die von der Regierung angebotenen Reformen werden überwiegend abgelehnt.

Besondere Bewertungen: Zufriedenheit mit KV in Bezug auf Unterstützung der Fachgruppe bei Berufspolitischen Angelegenheit: schlecht bis ausreichend (Note 4,7).

Die Firma MediTrust hat Typen des erfolgreichen Operateurs gebildet von Erfolgstyp A bis Erfolgstyp C+. Dabei bezeichnet Erfolgstyp A das absolute Minimum an Erfolg; dem Erfolgstyp C+ wird laut MediTrust die Zukunftssicherung gelingen.

Interessant ist, dass der Erfolgstyp C+ überwiegend in Einzelpraxis tätig ist, der Erfolgstyp A überwiegend in Gemeinschaftspraxen.

Zusammengefasst gibt der Erfolgstyp C+ signifikant häufiger als die anderen Fachärzte an:

Der Erfolgstyp C+ sieht die allgemeinen Problembereiche insgesamt viel positiver als die anderen und beurteilt zusammenfassend die Zukunftsperspektiven häufiger als positiv (20,4 %) und neutral (51 %).

Zusammenfassung:

Die Kriterien für einen erfolgreichen operativ tätigen Facharzt werden herausgearbeitet; sie stimmen eher mit einem freiberuflich tätigen Arzt-Unternehmer überein als mit staatsgläubigen Vertragsärzten.