Über 95 % Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind Familienunternehmen, sie machen den größten Teil des Umsatzes, stellen die meisten Arbeitsplätze und mit einem Anteil von 51 Prozent sogar die Mehrheit der 250 größten an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen.
Und doch war es bereits die Entdeckung der schottischen Moralphilosophie des 18. Jahrhunderts, der Ferguson, Adam Smith, David Hume und vor ihnen des französischen Arztes Mandeville, dass gerade der durch Moral, Recht, Wettbewerb und Streben nach Anerkennung gebändigte Eigennutz der stärkste Motor für das Allgemeinwohl ist Allgemeinwohl verstanden als bestmögliche Versorgung der Gesellschaft mit Gütern und Dienstleistungen durch umfassende Handlungsfreiheit der Bürger.
Es war ihnen klar, dass die moralischen Institutionen der Marktwirtschaft Respekt vor dem Eigentum und der Persönlichkeit des anderen, das Halten von Versprechungen, die Ehrlichkeit Grundlage des Markthandelns sind. Außerhalb dieser Regeln gibt es gar keinen freien Tausch, sondern nur den unberechenbaren gewaltsamen Kampf aller gegen alle.
Dies hat eine positive Wirkung auf das Verhalten gegenüber den Mitmenschen, es befördert die Freundlichkeit, die Servicementalität.
Nichts ist schlimmer als die Haltung von Monopolbetrieben gegenüber ihren Kunden, z. B. in den Gaststätten der früheren DDR oder dort, wo heute noch Monopolbetrieb herrscht, etwa in den Berufsgenossenschaften und natürlich grundsätzlich in den Behörden.
Die Debatte verkennt zudem, dass es zwei verschiedene Sphären der Ethik gibt, dass wir in beiden leben müssen, sie aber nicht miteinander verwechseln dürfen. Die eine ist die Ethik des „Teilens“ und der gemeinsamen Ziele. Sie hat ihren Ursprung in der Familie und im engeren Freundeskreis und ist auch in dieser Sphäre die legitime und grundlegende Ethik. Wir können sie heute weniger denn je entbehren. Allein hier kann echte „soziale Wärme“ entstehen und finden wir jene emotionalen Befriedigungen, von denen wir leben. In einer Familie spielt das marktwirtschaftliche Leistungsprinzip keine Rolle. Es wird hier „jedem nach seinen Bedürfnissen“, nicht nach seinem Beitrag zum Familiensozialprodukt zugeteilt. Hier ist die „Solidarität“ auch natürlich und bedarf keines besonderen Zwanges, da die Familie durch Sympathie zusammengehalten wird.
Der Fehler des Sozialismus und des Wohlfahrtsstaates und ihrer Morallehre ist es, diese Ethik der Sympathie auf die Ebene einer komplexen Marktwirtschaft zu übertragen, obwohl sich die Menschen hier gegenseitig nicht kennen und der Verkehr nur durch abstrakte Regeln vermittelt wird (,‚Gesellschaft, nicht Gemeinschaft!“).
Eine Ethik des brüderlichen Teilens, eine Solidaritätsethik, kann nicht die Maxime des unternehmerischen Handelns sein.
Es ist darum die „verdammte Pflicht und Schuldigkeit“ des Unternehmers, ein „guter“ Unternehmer in dem Sinne zu sein, dass er nach den Grundsätzen des wirtschaftlichen Prinzips für seine Mitmenschen eine möglichst nützliche Leistung erbringt, sein Unternehmen fit hält und produziert. Die zentrale ethische Bedeutung des Unternehmers liegt darin, dass er aus wohlverstandenem Eigennutz die Bedürfnisse anderer Menschen befriedigt, d. h. deren Leiden vermindert und ihre Freuden steigert.
Der Unternehmer ist auf die uralten menschlichen Kardinaltugenden angewiesen: die richtige Selbstorganisation im Dienste des Unternehmens (,‚Selbstbeherrschung“); die Bewahrung von Fassung und Spannkraft bei Rückschlägen (,‚Tapferkeit“), die Bindung an Spielregeln gegenüber Mitarbeitern, Kunden usw. (,‚Gerechtigkeit“), das situationsgerechte, wohlkalkulierte Handeln (,‚Klugheit“).