Bayernweit werden pro Quartal ca. 1 Mio. ambulante und belegärztliche Operationen von Vertragsärzten durchgeführt. Bei den 30 häufigsten Eingriffen ist seit Beginn 2008 ein Rückgang des Ambulanten Operierens zu erkennen (1).
In der vorliegenden Studie sollen die Auswirkungen der zukünftigen Finanzierung des Ambulanten Operierens untersucht werden. Dazu wurden 17 der 30 häufigsten ambulanten Operationen in Bezug auf die jetzige und zukünftige Vergütung analysiert und ein Vergleich mit der jeweiligen Vergütung bei stationärer Behandlung im Krankenhaus gezogen.
Grundlagen dieser Studie sind:
1. Beschluss des Schiedsamtes Bayern und Vergütung des Ambulanten Operierens mit einem bundeseinheitlich orientierenden Punktwert (BOP) = 3,50001 Cent vom 06.11.2008 (2).
2. Anhebung der Leistungen des Einheitlichen Bewertungsmaßstabes (EBM) der Kapitel 31.2 und 31.5 um 15,45% vom 23.10.2008 (3)
3. Anhebung der Leistungen des EBM-Kapitels 31.3 um 2,5% vom 23.10.2008 (4)
4. DRG-Sytematik 2008 (5)
5. Basisrate der DRG = 2.600 €, Hauptabteilungs-DRG (6)(niedrigste Basisrate Hauptabteilung in Deutschland)
Vergleich EBM 2008 und EBM 2009
Bei einem BOP von 3,5001 Cent werden im Jahre 2009 die ambulanten Operationen um ca. 20 % geringer vergütet als im Jahr 2008, wo in Bayern innerhalb der Strukturverträge ein Punktwert (PW) von 5 Cent galt (Tab.1). Nicht enthalten in dieser Berechnung sind die Vergütungen der Grundpauschale und der postoperativen Nachsorge durch Hausarzt oder Facharzt.
Vergleich der Erlössituation Ambulantes Operieren versus stationäre Behandlung
In Tab. 2 wurden die Erlöse nach dem EBM 2009 mit den diagnosebezogenen Fallpauschalen (Diagnosis Related Groups, DRG) verglichen. Die DRG werden vom Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) berechnet.
Die Vergütung nach EBM 2009 beträgt nur 15 bis 38% der DRG-Vergütung, im Mittel 25%.
Diskussion
Die operativen Leistungen bei stationärer und ambulanter Versorgung einer bestimmten Operationsart sind in der Regel gleich. Deshalb werden z. B. in Australien die Operationen unabhängig vom Ort der Leistungserbringung, d.h. Krankenhaus oder Tagesklinik, gleich vergütet (7).
In Deutschland werden nicht 100 %, sondern in der Regel nur 25 % der DRGs für die ambulante Durchführung der Operationen bezahlt. Dies gilt sowohl für die ambulante Operation im Krankenhaus als auch in der Praxis. Der große Unterschied in der Bezahlung zwischen stationärer und ambulanter Behandlung erklärt, warum Patienten im Krankenhaus vorzugsweise stationär behandelt werden. So werden im internationalen Vergleich in Deutschland nur etwa halb so viele Operationen ambulant durchgeführt wie in den USA oder Kanada (8). Beachtenswert ist weiterhin, dass das Krankenhaus mit den DRG-Erlösen nur die laufenden Kosten decken soll und Investitionskosten nicht durch das DRG-Entgelt erwirtschaftet werden müssen. Im Gegensatz dazu müssen die niedergelassenen Ärzte die Investitionskosten selbst tragen.
Wenn in der Regel nur 25 % der DRGs für die ambulante Operationen gezahlt werden, dann ist das etwa die Hälfte von den Kosten, die das InEK für die Kostenstellen Operation und Narkose berechnet hat. Letztere wurden nämlich mit 50 % der DRG angegeben (9). Von daher ist es offensichtlich, dass die Vergütungen im EBM 2009 nicht kostendeckend sein werden.
Zusammenfassung
Nach den Kalkulationen des EBM 2009 ist Ambulantes Operieren in der Regel nicht kostendeckend vergütet. Somit ist schon heute absehbar, dass diese Leistungen ab 2009 immer weniger erbracht werden. Dieses gilt besonders für den niedergelassenen Bereich, in dem die Vertragsärzte auch noch von ihrem Honorar die Investitionskosten für das Operieren bezahlen müssen.
Um eine kostendeckende Vergütung der ambulant-erbrachten Operationen zu gewährleisten, muss der Punktwert von 3,50001 Cent für das Ambulantes Operieren etwa verdoppelt werden.
In Zukunft sollte das Bestreben der Berufsverbände darin liegen, die Vergütung der ambulanten Operationen und Narkosen an die Fallpauschalen der DRG anzugleichen.
Literatur
1.
Vescia F, Änderungen in der Häufigkeit der dokumentierten Häufigkeit von OPS-Proceduren in den Jahren 2007 und 2008 http://www.laob.de/e7984/e8316/e8317
2.
Mitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (http://www.facharzt.de/content/red.otx/188,73662,0.html)
3.
Beschluss des Erweiterten Bewertungsausschusses in seiner 8. Sitzung am 23. Oktober 2008 http://www.kbv.de/8157.html
4.
Beschluss des Erweiterten Bewertungsausschusses in seiner 8. Sitzung am 23. Oktober 2008 http://www.kbv.de/8157.html
5.
Medizincontrolling Universität Münster, DRG Research Group http://drg.uni-muenster.de/de/webgroup/webgroupinfo.php; Mitteilung der Techniker Krankenkasse http://www.tk-online.de/centaurus/generator/tk-online.de/s03__presse-center/03-grafiken/06__krankenhaus/03__landesbasisfallwerte/kh-landesbasisfallwerte-2008.html; Brökelmann J. Wie hoch ist die Vergütung von Operationen nach DRGs in Australien? http://www.arzt-in-europa.de/pages/2004JB_DRG-Australien.html
6.
Toftgaard C, G Parmentier. International Terminology in Ambulatory Surgery and its worldwide practice. P. Lemos, P. Jarrett, B. Philip, eds. IAAS Handbook 2006, 35-59
7.
http://www.g-drg.de/cms/index.php/inek_site_de/content/view/full/1535
Tabelle 1: Gesamt-Erlöse für Narkose, Operation und Aufwachraum nach EBM 2008 und EBM 2009 sowie Verluste in Prozent von Erlösen 2008
EBM |
Bezeichnung |
EBM 2008 |
EBM 2009 |
Differenz alt/neu |
Verluste |
31301 |
Abrasio |
253,50 € |
203,08 € |
-50,42 € |
-19,89% |
31302 |
Konisation |
396,00 € |
313,62 € |
-50,42 € |
-19,89% |
31133 |
D3-Metall-ex |
627,25 € |
497,63 € |
-129,62 € |
-20,66% |
31132 |
D2-Metall-ex |
463,25 € |
367,97 € |
-95,28 € |
-20,57% |
31231 |
Adenotomie |
259,25 € |
207,73 € |
-51,52 € |
-19,87% |
31242 |
CTS |
405,75 € |
321,50 € |
-84,25 € |
-20,76% |
31203 |
Parvaexhairese |
604,50 € |
475,65 € |
-128,85 € |
-21,32% |
31204 |
Magna Varizen |
733,75 € |
580,10 € |
-153,65 € |
-20,94% |
31122 |
Sehnenscheide C2 |
413,50 € |
327,77 € |
-85,73 € |
-20,73% |
31102 |
Phimose |
400,75 € |
317,46 € |
-83,29 € |
-20,78% |
31122 |
Ganglion C2 |
413,50 € |
327,77 € |
-85,73 € |
-20,73% |
31133 |
Hallux valgus |
627,25 € |
497,63 € |
-129,62 € |
-20,66% |
31135 |
Bandscheibe D5 |
1.080,25 € |
860,13 € |
-220,12 € |
-20,38% |
31154 |
Hernie |
721,00 € |
569,80 € |
-151,20 € |
-20,97% |
31173 |
Hämorrhoiden |
600,00 € |
472,01 € |
-127,99 € |
-21,33% |
31233 |
Nasenseptum OP N3 |
575,25 € |
455,61 € |
-119,64 € |
-20,80% |
31232 |
Nasenmuschel N2 |
419,75 € |
332,82 € |
-86,93 € |
-20,71% |
Tabelle 2: Vergleich der Erlöse nach EBM 2009 und DRG-Entgelt sowie Anteil der EBM-Entgelte an DRG-Erlösen
EBM |
Bezeichnung |
DRG |
EBM 2009 |
DRG-Entgelt |
Differenz |
% von DRG |
31301 |
Abrasio |
N62B |
203,08 € |
738,40 € |
-535,32 € |
27,50% |
31302 |
Konisation |
N09Z |
313,62 € |
1.328,60 € |
-1.014,98 € |
23,61% |
31133 |
D3-Metall-ex |
I77Z |
497,63 € |
1.287,00 € |
-789,37 € |
38,67% |
31132 |
D2-Metall-ex |
I74C |
367,97 € |
1.180,40 € |
-812,43 € |
31,17% |
31231 |
Adenotomie |
D13Z |
207,73 € |
1.432,60 € |
-1.224,87 € |
14,50% |
31242 |
CTS |
I32E |
321,50 € |
2.046,20 € |
-1.724,70 € |
15,71% |
31203 |
Parvaexhairese |
F39B |
475,65 € |
1.734,20 € |
-1.258,55 € |
27,43% |
31204 |
Magna |
F39B |
580,10 € |
1.734,20 € |
-1.154,10 € |
33,45% |
31122 |
Sehnenscheide C2 |
I32E |
327,77 € |
2.046,20 € |
-1.718,43 € |
16,02% |
31102 |
Phimose |
M05Z |
317,46 € |
1.427,40 € |
-1.109,94 € |
22,24% |
31122 |
Ganglion C2 |
I32E |
327,77 € |
2.046,20 € |
-1.718,43 € |
16,02% |
31133 |
Hallux valgus |
I20E |
497,63 € |
2.121,60 € |
-1.623,97 € |
23,46% |
31135 |
Bandscheibe D5 |
I56A |
860,13 € |
3.122,60 € |
-2.262,47 € |
27,55% |
31154 |
Hernie |
G25Z |
569,80 € |
1.783,60 € |
-1.213,80 € |
31,95% |
31173 |
Hämorrhoiden |
G26Z |
472,01 € |
1.378,00 € |
-905,99 € |
34,25% |
31233 |
Nasenseptum OP N3 |
D38Z |
455,61 € |
1.931,80 € |
-1.476,19 € |
23,58% |
31232 |
Nasenmuschel N2 |
D38Z |
332,82 € |
1.931,80 € |
-1.598,98 € |
17,23% |
Dr. Frank Vescia
Facharzt für Anästhesiologie
Amselring 31
93180 Deuerling