Vergütung ambulant und stationär durchgeführter Operationen in Bayern

Angleichung an die Fallpauschalen der DRG erstrebenswert

2008 +++ Frank Vescia +++ Quelle: ambulant operieren 4/2008, 184-186

Bayernweit  werden pro Quartal ca. 1 Mio. ambulante und belegärztliche Operationen von Vertragsärzten durchgeführt. Bei den 30 häufigsten Eingriffen ist seit Beginn 2008 ein Rückgang des Ambulanten Operierens zu erkennen (1).

In der vorliegenden Studie sollen die Auswirkungen der zukünftigen Finanzierung des Ambulanten Operierens untersucht werden. Dazu wurden 17 der 30 häufigsten ambulanten Operationen in Bezug auf die jetzige und zukünftige Vergütung analysiert und ein Vergleich mit der jeweiligen Vergütung bei stationärer Behandlung im Krankenhaus gezogen.

Grundlagen dieser Studie sind:

1. Beschluss des Schiedsamtes Bayern und Vergütung des Ambulanten Operierens mit einem bundeseinheitlich orientierenden Punktwert (BOP) = 3,50001 Cent vom 06.11.2008 (2).

2. Anhebung der Leistungen des Einheitlichen Bewertungsmaßstabes (EBM) der Kapitel 31.2 und 31.5 um 15,45% vom 23.10.2008 (3)

3. Anhebung der Leistungen des EBM-Kapitels 31.3 um 2,5% vom 23.10.2008 (4)

4. DRG-Sytematik 2008 (5)

5. Basisrate der DRG = 2.600 €, Hauptabteilungs-DRG (6)(niedrigste Basisrate Hauptabteilung in Deutschland)

Vergleich EBM 2008 und EBM 2009

Bei einem BOP von 3,5001 Cent werden im Jahre 2009 die ambulanten Operationen um ca. 20 % geringer vergütet als im Jahr 2008, wo in Bayern innerhalb der Strukturverträge ein Punktwert (PW) von 5 Cent galt (Tab.1). Nicht enthalten in dieser Berechnung sind die Vergütungen der Grundpauschale und der postoperativen Nachsorge durch Hausarzt oder Facharzt.

Vergleich der Erlössituation Ambulantes Operieren versus stationäre Behandlung

In Tab. 2 wurden die Erlöse nach dem EBM 2009 mit den diagnosebezogenen Fallpauschalen (Diagnosis Related Groups, DRG)  verglichen. Die DRG werden vom Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) berechnet.

Die Vergütung nach EBM 2009 beträgt nur 15 bis 38% der DRG-Vergütung, im Mittel 25%.

Diskussion

Die operativen Leistungen bei stationärer und ambulanter Versorgung einer bestimmten Operationsart sind in der Regel gleich. Deshalb werden z. B. in Australien die Operationen unabhängig vom Ort der Leistungserbringung, d.h. Krankenhaus oder Tagesklinik, gleich vergütet (7). 

In Deutschland werden nicht 100 %, sondern in der Regel nur 25 % der DRGs für die ambulante Durchführung der Operationen bezahlt. Dies gilt sowohl für die ambulante Operation im Krankenhaus als auch in der Praxis. Der große Unterschied in der Bezahlung zwischen stationärer und ambulanter Behandlung erklärt, warum Patienten im Krankenhaus vorzugsweise stationär behandelt werden. So werden im internationalen Vergleich in Deutschland nur etwa halb so viele Operationen ambulant durchgeführt wie in den USA oder Kanada (8). Beachtenswert ist weiterhin, dass das Krankenhaus mit den DRG-Erlösen nur die laufenden Kosten decken soll und Investitionskosten nicht durch das DRG-Entgelt erwirtschaftet werden müssen. Im Gegensatz dazu müssen die  niedergelassenen Ärzte die Investitionskosten selbst tragen.

Wenn in der Regel nur 25 % der DRGs für die ambulante Operationen gezahlt werden, dann ist das etwa die Hälfte von den Kosten, die das InEK für die Kostenstellen Operation und Narkose berechnet hat. Letztere wurden nämlich mit 50 % der DRG angegeben (9). Von daher ist es offensichtlich, dass die Vergütungen im EBM 2009 nicht kostendeckend sein werden.

Zusammenfassung

Nach den Kalkulationen des EBM 2009 ist Ambulantes Operieren in der Regel nicht kostendeckend vergütet. Somit ist schon heute absehbar, dass diese Leistungen ab 2009 immer weniger erbracht werden. Dieses gilt besonders für den niedergelassenen Bereich, in dem die Vertragsärzte auch noch von ihrem Honorar die Investitionskosten für das Operieren bezahlen müssen.

Um eine kostendeckende Vergütung der ambulant-erbrachten Operationen zu gewährleisten, muss der Punktwert von 3,50001 Cent für das Ambulantes Operieren etwa verdoppelt werden.

In Zukunft sollte das Bestreben der Berufsverbände darin liegen, die Vergütung der ambulanten Operationen und Narkosen an die Fallpauschalen der DRG anzugleichen.

Literatur

1.      Vescia F, Änderungen in der Häufigkeit der dokumentierten Häufigkeit von OPS-Proceduren in den Jahren 2007 und 2008 http://www.laob.de/e7984/e8316/e8317

2.      Mitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (http://www.facharzt.de/content/red.otx/188,73662,0.html)

3.      Beschluss des Erweiterten Bewertungsausschusses in seiner 8. Sitzung am 23. Oktober 2008 http://www.kbv.de/8157.html

4.      Beschluss des Erweiterten Bewertungsausschusses in seiner 8. Sitzung am 23. Oktober 2008 http://www.kbv.de/8157.html

5.      Medizincontrolling Universität Münster, DRG Research Group http://drg.uni-muenster.de/de/webgroup/webgroupinfo.php; Mitteilung der Techniker Krankenkasse http://www.tk-online.de/centaurus/generator/tk-online.de/s03__presse-center/03-grafiken/06__krankenhaus/03__landesbasisfallwerte/kh-landesbasisfallwerte-2008.html; Brökelmann J. Wie hoch ist die Vergütung von Operationen nach DRGs in Australien? http://www.arzt-in-europa.de/pages/2004JB_DRG-Australien.html

6.      Toftgaard C, G Parmentier. International Terminology in Ambulatory Surgery and its worldwide practice. P. Lemos, P. Jarrett, B. Philip, eds. IAAS Handbook 2006, 35-59

7.      http://www.g-drg.de/cms/index.php/inek_site_de/content/view/full/1535

Tabelle 1: Gesamt-Erlöse für Narkose, Operation und Aufwachraum nach EBM 2008 und EBM 2009 sowie Verluste in Prozent von Erlösen 2008

EBM

Bezeichnung

EBM 2008

EBM 2009

Differenz alt/neu

Verluste

31301

Abrasio

253,50 €

203,08 €

-50,42 €

-19,89%

31302

Konisation

396,00 €

313,62 €

-50,42 €

-19,89%

31133

D3-Metall-ex

627,25 €

497,63 €

-129,62 €

-20,66%

31132

D2-Metall-ex

463,25 €

367,97 €

-95,28 €

-20,57%

31231

Adenotomie

259,25 €

207,73 €

-51,52 €

-19,87%

31242

CTS

405,75 €

321,50 €

-84,25 €

-20,76%

31203

Parvaexhairese

604,50 €

475,65 €

-128,85 €

-21,32%

31204

Magna Varizen

733,75 €

580,10 €

-153,65 €

-20,94%

31122

Sehnenscheide C2

413,50 €

327,77 €

-85,73 €

-20,73%

31102

Phimose

400,75 €

317,46 €

-83,29 €

-20,78%

31122

Ganglion C2

413,50 €

327,77 €

-85,73 €

-20,73%

31133

Hallux valgus

627,25 €

497,63 €

-129,62 €

-20,66%

31135

Bandscheibe D5

1.080,25 €

860,13 €

-220,12 €

-20,38%

31154

Hernie

721,00 €

569,80 €

-151,20 €

-20,97%

31173

Hämorrhoiden

600,00 €

472,01 €

-127,99 €

-21,33%

31233

Nasenseptum OP N3

575,25 €

455,61 €

-119,64 €

-20,80%

31232

Nasenmuschel N2

419,75 €

332,82 €

-86,93 €

-20,71%

Tabelle 2: Vergleich der Erlöse nach EBM 2009 und DRG-Entgelt sowie Anteil der EBM-Entgelte an DRG-Erlösen

EBM

Bezeichnung

DRG

EBM 2009

DRG-Entgelt

Differenz

% von DRG

31301

Abrasio

N62B

203,08 €

738,40 €

-535,32 €

27,50%

31302

Konisation

N09Z

313,62 €

1.328,60 €

-1.014,98 €

23,61%

31133

D3-Metall-ex

I77Z

497,63 €

1.287,00 €

-789,37 €

38,67%

31132

D2-Metall-ex

I74C

367,97 €

1.180,40 €

-812,43 €

31,17%

31231

Adenotomie

D13Z

207,73 €

1.432,60 €

-1.224,87 €

14,50%

31242

CTS

I32E

321,50 €

2.046,20 €

-1.724,70 €

15,71%

31203

Parvaexhairese

F39B

475,65 €

1.734,20 €

-1.258,55 €

27,43%

31204

Magna

F39B

580,10 €

1.734,20 €

-1.154,10 €

33,45%

31122

Sehnenscheide C2

I32E

327,77 €

2.046,20 €

-1.718,43 €

16,02%

31102

Phimose

M05Z

317,46 €

1.427,40 €

-1.109,94 €

22,24%

31122

Ganglion C2

I32E

327,77 €

2.046,20 €

-1.718,43 €

16,02%

31133

Hallux valgus

I20E

497,63 €

2.121,60 €

-1.623,97 €

23,46%

31135

Bandscheibe D5

I56A

860,13 €

3.122,60 €

-2.262,47 €

27,55%

31154

Hernie

G25Z

569,80 €

1.783,60 €

-1.213,80 €

31,95%

31173

Hämorrhoiden

G26Z

472,01 €

1.378,00 €

-905,99 €

34,25%

31233

Nasenseptum OP N3

D38Z

455,61 €

1.931,80 €

-1.476,19 €

23,58%

31232

Nasenmuschel N2

D38Z

332,82 €

1.931,80 €

-1.598,98 €

17,23%

Dr. Frank Vescia
Facharzt für Anästhesiologie
Amselring 31
93180  Deuerling